Donnerstag, 7. Juni 2012

Hörspiel #3 Der Midnight Man

Mein drittes Hörspiel für Mephisto 97.6. zur Lauschangriff Themensendung "Mitternacht".
Das Skript basiert auf einer urbanen Legende aus den USA, bei der es darum geht, den Midnight Man zu beschwören. Ähnlich wie bei der etwas bekannteren Bloody Mary. Um das Ganze nicht zu kompliziert zu machen, habe ich kleinere Regelveränderungen vorgenommen und Kleinigkeiten gestrichen, aber im Prinzip basiert das komplette Hörspiel auf den Spielregeln des Midnight Man.


Ich danke den beiden Specherinnen Magdalena und Tina, sowie Cristoph der mir beim Skript, Aufnahme und Schnitt mit Rat und Tat zur Seite stand und von dem ich wieder eine Menge lernen konnte.

Meine Beteiligung am nächsten Lauschangriff musste ich aus Zeitmangel leider absagen. Deswegen wird es vorerst nichts neues aus dem Bereich Hörspiel von mir geben. Ich empfehle aber auch die drei Hörspiele der anderen, die ihr hier finden könnt.

Dienstag, 29. Mai 2012

Hörspiele #1 und #2

Vor kurzem habe ich zwei Hörspiele für die Sendung Lauschangriff des Leipziger Radiosenders Mephisto 97.6 geschrieben: Sieben Jahre Pech und Die Wahrsagerin. In letzterem habe ich auch eine kleine Rolle gesprochen. Ausgangssituation für alle Hörspiele sollte ein Klirr Geräusch sein, das ihr gleich hören werdet. Weitere Bedingungen gab es nicht.
Im Folgenden findet ihr die Downloadlinks für beide Hörspiele, außerdem könnt ihr hier auch die ganze Sendung anhören.


Die Wahrsagerin
Sieben Jahre Pech

Vielen Dank an Susanne, Simon, Julia und Charlotte, durch deren Arbeit das Skript erst zum Leben erweckt wurde und natürlich an alle anderen die mich in die hohe Kunst des Hörspielerstellens eingewiesen haben.
Weitere Hörspiele folgen bald hier im Blog und jeden Montag von 19-20 Uhr bei Mephisto 97.6

PS: Meine Lieblingsrolle ist übrigens der computergenerierte Wahrsageautomat in Die Wahrsagerin ;)

Samstag, 28. April 2012

Kurzgeschichte #3: Das Erbe des Herrschers


Das Erbe des Herrschers
 Von Tony Menzel

     Im Jahre 2041 landete ein Reisender auf einem abgelegenen Planeten am Rande unseres Sonnensystems. Die langen Reisen durchs Weltall hatten ihn einsam und mürrisch werden lassen, weshalb er sich nun auf die Suche nach einer geeigneten Frau begab, um seinem tristen Leben neue Farbe einzuhauchen.
Als er sein Raumschiff verließ, erspähte er in der Ferne graue Rauchschwaden, die in den Himmel aufstiegen. Schnellen Schrittes wählte er diese Richtung und kam bald in einer kleinen Stadt an, deren Straßen allerdings wie leergefegt schienen. Erst im Zentrum, auf einem kleinen Markt, konnte er einige Bewohner vorfinden, die sich bis auf einige Kleinigkeiten kaum von  den Menschen auf der Erde unterschieden. Eine hochschwangere Dorfbewohnerin kam ihm entgegen. Sie hatte lange braune Locken, helle Haut und wunderschöne Augen, in denen man sich leicht verlieren konnte. Der Reisende wusste sofort, dass dies seine Traumfrau hätte sein können, doch ganz offensichtlich war ihm jemand zuvor gekommen. Ihre Schwangerschaft erstaunte ihn dennoch, denn sie schien kaum älter als 16 zu sein.
„Warum sind sie denn nicht auf dem Fest, bei den anderen Männern?“ fragte sie in seiner Sprache. Er erklärte ihr, dass er nicht von hier sei und fragte wo das Fest stattfinden würde. Sie gab ihm eine detaillierte Wegbeschreibung und er machte sich auf den Weg. Erst jetzt, da er dabei war den Marktplatz zu verlassen, sah er, dass noch mehr schwangere Mädchen mit Körben unterwegs waren, um ihre Einkäufe zu erledigen. Keine von ihnen schien älter als 17 und keine von ihnen war so schön wie das Mädchen von gerade eben. Im Gegenteil, viele wirkten sogar hässlich und entstellt.

Der Reisende hätte das Fest vermutlich auch ohne die Wegbeschreibung gefunden. Erstens weil die Stadt sehr klein war, zweitens weil ein lautes Jubeln und Tosen den richtigen Weg deutete. Er folgte dem Lärm und hatte bald sein Ziel erreicht. Ein paar dutzend Männer standen hier um eine Art Tribüne versammelt und feuerten irgendjemanden oder irgendetwas an. Schnell erkannte der Reisende, dass es sich bei diesem sogenannten Fest um eine öffentliche Hinrichtung handelte.
Ein gut gekleideter, rundlicher Mann mit viel Prunk und einer Lockenperücke betrat die Tribüne und verkündete das Urteil. Als er zu Sprechen begann wurde die Menge schlagartig still. Der Angeklagte hatte Volksverrat begangen und wurde deshalb des Lebens unwürdig erklärt. Ein Schafsrichter brachte den Verurteilten zum Schafott das sich an einer Seite des großen Platzes befand. Alle wandten ihre Blicke in diese Richtung und begannen wieder zu Jubeln. Der verurteilte Mann sah schwach und abgemagert aus. Seine Haut wirkte dünn und fahl und sein Bart wuchs wild bis unter den Hals. Anscheinend hatte er bereits eine lange Zeit in Gefangenschaft verbracht. Der Schafsrichter wies ihn an, sich niederzuknien und verabreichte ihm eine Spritze in den Nacken. Für einige Sekunden geschah nichts, dann fing der er an sich zu schütteln, zu verrenken und Blut auszuspucken. Nach zwei Minuten war das Spektakel vorbei und das Publikum verschwand in Windeseile. An ihren Gesichtern erkannte der Reisende, dass sie trotz des Jubels schockiert und panisch waren. Davon abgesehen fiel ihm erst jetzt auf, dass viele der Männer auf irgendeine Weise entstellt waren, verkrüppelte Gliedmaßen hatten oder sogar am Stock gehen mussten. Seine Vernunft sagte ihm, er sollte diesen Ort schleunigst wieder verlassen, doch die Neugier hatte ihn bereits gepackt.
Er wollte mit dem Mann sprechen, der das Urteil verlesen hatte, denn dieser war vermutlich der Vormund dieser Stadt. Sein Haus befand sich nicht weit von hier und es grenzte sich durch Prunk und Größe klar von den anderen Gebäuden ab. Der Reisende bat um eine Audienz und die wurde ihm nach einer kurzen Wartezeit gewährt. 

An einem kleinen Schreibtisch, gefüllt mit vielen Dokumenten und Ordnern, saß der rundliche Mann mit der Lockenperücke. Der freundlich wirkende Gastgeber stellte sich als Lord Navis vor und bat den Reisenden, sich zu setzen. Der Reisende war doch überrascht von der Gastfreundschaft seines Gegenübers, der vor einer Stunde noch das Todesurteil eines armen, gebrechlichen Mannes verlesen hatte. Bei einem Glas Wein erzählte der Reisende von seiner Heimatwelt und Navis offenbarte ihm, dass auch sein Volk einst von der Erde stammte, sich dann aber aus religiösen Gründen absetzte und nach einem eigenen Planeten suchte. „Von dieser einstigen Religion ist heute nicht mehr viel zu spüren“ fügte er hinzu, „aber unseren Vorfahren fehlten die Mittel und der Antrieb, zur Ursprungswelt zurückzukehren“.
Nach einigen Gläsern in geselliger Runde, nahm der Reisende seinen Mut zusammen und fragte, welches Verbrechen der hingerichtete Mann begangen habe. Ohne Umschweife fing der Lord an zu erzählen. Der Mann habe ein grundlegendes Gesetz dieser Stadt verletzt. Diesem Gesetz zufolge, musste ein Ehepaar ein Kind zur Welt bringen, bevor die Frau das 18. Lebensjahr erreicht habe. Grund sei die starke Unterbevölkerung, die dem Volk zu schaffen machte. Sollte ein Mann dieser Pflicht nicht nachkommen, würde er bedingungslos hingerichtet. Erschüttert fragte der Reisende, warum die Paare dann so früh heiraten würden.
Navis erzählte ihm von einem weiteren Gesetz. Es sei die Aufgabe des Vaters, seine Tochter oder seinen Sohn, bis zum 16. Lebensjahr zu vermählen. Sollte ihm das nicht gelingen, würde auch der Vater bestraft werden. Diese Gesetze seien notwendig für das Wohl des Dorfes, fügte er hinzu, als ihm der ungläubige Blick seines Gastes auffiel.
Durch dieses Gesetz kam es leider auch zu vielen Fällen von Inzest, was erklärte, warum viele der Bewohner eine Behinderung hatten. „Nur die adlige Blutlinie, der natürlich auch ich entstamme, blieb bisher rein und von Inzest verschont“. Mit diesen Worten beendete er seinen Vortrag.
Der Reisende war noch immer schockiert von diesem Wahnsinn. „Wenn ihr weniger Leute hinrichten würdet, gäbe es auch keine Unterbevölkerung und mehr Menschen wären in der Lage, gesunde Kinder zu zeugen“ entgegnete er.
Navis‘ Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig. Mürrisch blickte er den Fremden an und knurrte: „Diese Gesetze stammen von mir höchstpersönlich und sie sind das Beste, das diesem Volk geschehen konnte. Sie sollten sich nicht in Angelegenheiten einmischen, die sie nichts angehen!“
Der plötzliche Stimmungswechsel konnte den Reisenden nicht einschüchtern und er sagte selbstbewusst: „Jedes menschliche Wesen, also auch die Bewohner dieser Stadt, hat unanfechtbare Menschenrechte. Wenn sie diesen Wahnsinn nicht einstellen, werde ich den Behörden auf meinem Planeten davon berichten.“
Darauf hatte Lord Navis nur gewartet. Sofort befahl er seinen Wachen, den „Eindringling“ festzunehmen und in den Kerker zu werfen. Schneller als die Wachen reagieren konnten, zog der Reisende ein Messer und hielt es dem Lord direkt an die Kehle. Er befahl den Wachen zurück zu weichen und diese befolgten seine Anweisung augenblicklich. Doch nicht nur das: eine der Wachen rief nun sogar „Töten sie ihn, beenden sie unser Leid!“ und die anderen stimmten ihm zu.
„Verräter!“ wollte Lord Navis rufen, doch da hatte der Reisende ihm bereits die Kehle aufgeschnitten. Krächzend lag er am Boden und näherte sich seinem Ende. „Dafür wirst du büßen!“ röchelte er, „Mein Erbe wird dich vernichten!!“ Dann starb er. 

Trotz seiner Taten wurde der Lord festlich bestattet, so wie es der Brauch war. Die Bewohner waren sich einig, dass der Reisende der neue Lord werden sollte, doch der lehnte dankend ab. Nach der Beerdigung kehrte er zu seinem Raumschiff zurück. Als er die Stadt gerade verlassen wollte, traf er abermals auf seine Traumfrau. „Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt“ sagte sie, „mein Name ist Lara.“ Sie dankte ihm dafür, dass er die Stadt von ihrem größten Übel befreit hatte und schenkte ihm einen Korb mit Früchten. Danach tat sie etwas, womit der Reisende nicht gerechnet hatte. Sie bat ihn, nein sie bettelte darum, ihn begleiten zu dürfen.
„Was wird aus dem Vater ihres Kindes“ fragte der Reisende, „sie sollten bei ihm bleiben.“ Er hasste sich für seine eigenen Worte, denn zu gerne hätte er sie bei sich gehabt. Sie antwortete: „Der Vater meines Kindes ist tot. Er war ein Verbrecher und starb.“
Das reichte aus, um den Reisenden zu überzeugen. Er nahm sie mit auf sein Raumschiff und zusammen verließen sie den Planeten.

Er konnte sein Glück immer noch nicht fassen. Er hatte nicht nur die schönste Frau dieses Planeten bekommen, nein vermutlich sogar die schönste Frau im ganzen Sonnensystem. Als sein erster Freudenschwall abgeklungen war, begann er nachzudenken. Warum war nur sie so schön und alle anderen so hässlich? Hieße das, dass  auch sie einer adligen Blutlinie entstammte? Langsam dämmerte es ihm.
„Wer ist der Vater deines Kindes?“ fragte er sie, obwohl er die Antwort schon kannte. „Es ist der Mann, den ihr umgebracht habt“ sagte sie, „Er ist auch mein eigener Vater. Ich war für ihn das wertvollste auf der Welt, doch um seinem eigenen Gesetz zu entsprechen, musste er mich vermählen, bevor ich 16 war. Das kam für ihn gar nicht in Frage, er wollte mich nicht in die Hände irgendeines Bauernjungen geben. Um seine eigenen Regeln zu umgehen schwängerte er mich selbst und ich glaube er genoss es sogar.“
Der Reisende konnte es nicht fassen. Er erinnerte sich zurück an Navis‘ letzte Worte. Mein Erbe wird dich vernichten. War damit etwa das Kind gemeint, dass in diesem Mädchen heranwuchs? Er wusste, dass er etwas unternehmen musste. Als sie sich schlafen gelegt hatte, tötete er sie und legte ihre Leiche auf einem nahe gelegenen Planeten ab.

Danach kehrte er zu ihrem Heimatplaneten und in die kleine Stadt zurück. Er gab bekannt, dass er nun doch die Nachfolge an sich nehmen würde, als neuer Herrscher dieser Gemeinde. In den folgenden Tagen begannen die Leute nach dem Aufenthalt des Mädchens zu fragen, doch er gab an, nichts darüber zu wissen. Als er eine allmähliche Unruhe im Volk spürte und einen Aufstand befürchtete, setzte er das Gesetz seines Vorgängers wieder in Kraft. Ihm wurde bewusst, dass es nicht dem Volk dienen sollte, sondern dem Schutz des Herrschers, der stets Angst hatte, seine Untertanen, vor allem die Männer, könnten zu stark werden und rebellieren.
Und so vergingen die Jahre und der neue Lord wurde immer mehr ein Ebenbild seines Vorgängers. Das Volk hatte eine angemessene Furch vor ihm und keiner fragte mehr nach der schönen Lara. Der Lord hatte seine Suche nach einer Frau aufgeben. Er wusste, dass er sein Leben lang allein bleiben musste, damit sich sein eigenes Gesetz nicht irgendwann gegen ihn selbst richten würde. In stillen Momenten überlegte er oft, ob dieses Leben das Erbe war, von dem Navis gesprochen hatte und fragte sich, wann es ihn vernichten würde.

Donnerstag, 26. April 2012

Kurzgeschichte #2: Das königliche Spiel


Das königliche Spiel
von Tony Menzel

Es war einmal ein strahlender Reiter, ein wahrhaftiger Held, der zog aus, um sein Land zu retten. Zuvor hatte dies schon sein Bruder versucht, war aber nie von seiner Reise zurückgekehrt.  Das Reich war bereits geschwächt. Der König hatte seine Gattin verloren und außer ein paar Bauern konnte er kaum noch etwas zur Verteidigung gegen den Feind aufbringen. Einige dieser Bauern traf der Reiter, als er die Grenze seines Landes überschritt. Sie grüßten ihn, wirkten aber verlassen und missmutig.
Als er das angrenzende Land seiner Feinde betrat, fiel ihm sofort die düstere Tristheit auf. Alles wirkte sehr monoton und einsam. Scheinbar hatte auch der Feind viele Verluste einstecken müssen. Ein paar Bauern kamen ihm entgegen, die sein Vorhaben kannten und nun verpflichtet waren, ihn zu stoppen. Doch das Pferd war schneller als jeder Menschenfuß und so landete er mit einem Satz hinter den Kontrahenten und ritt davon. Der Held wollte keine unnötigen Opfer. Sein Ziel war es, den König des Landes, die Wurzel allen Übels, gefangen zu nehmen, notfalls auch zu töten.  Mit großer Entschlossenheit und dem Herz am rechten Fleck, drang er immer weiter ins Zentrum des dunklen Reiches hervor.

Nach einiger Zeit entschied er sich zu rasten. Ach wüsste er doch nur, was derzeit in seiner Heimat vor sich ging. Vor seinem geistigen Auge sah er die armen Bauern beider Länder, die sich mit Äxten und Mistgabeln gegenseitig die Köpfe einschlugen, während er hier saß und Kräfte für den großen Kampf sammelte. Er durfte keine Zeit verlieren und so setzte er seine Reise eher fort, als geplant.
In der Ferne entdeckte er nun endlich die dunklen Türme der Festung. Er wusste, dass er unbemerkt zwischen ihnen hindurch kommen musste, um seine Mission nicht zu gefährden. Er wählte also den besten Mittelweg um die Aufmerksamkeit keines Turmes auf sich zu ziehen. Nun konnte es nicht mehr weit sein. Da stellte sich ihm plötzlich ein Ritter in den Weg. Seine Rüstung war pechschwarz, genau wie sein Pferd. Es hatte rotglühende Augen und trat unruhig auf der Stelle, während der Ritter ziemlich entspannt wirkte. Ohne Vorwarnung kam er geradewegs auf den strahlenden Reiter zu und auch dieser setze sich in Bewegung, schlug aber einen Haken um auszuweichen. Der dunkle Ritter schien verwirrt. Von außen kamen ein paar Bauern angelaufen und versuchten den Helden zu umzingeln, doch dieser schlug einen weiteren Haken und traf den dunkeln Ritter in der Seite. Als die Bauern sahen, wie er fiel, nahmen sie lieber Reißaus und dem Helden war das nur Recht so.


Nun konnte ihn nichts mehr aufhalten. Langsamen Schrittes näherte er sich dem dunklen König. Das Böse stand dem Monarchen ins Gesicht geschrieben. Seine grimmige Frau stand neben ihm, doch wie gefährlich konnte die schon sein? Doch da kam sie zur Verwunderung des Helden mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf ihn zu. Auf dem Rücken seines Pferdes konnte er entkommen, aber auch nur knapp. Damit hatte er nicht gerechnet. Der König stahl sich indes davon, doch darauf konnte der Held im Moment nicht achten. Die Königin erwies sich als viel zu gefährliche Gegnerin.
Dann fiel sie. Mit einem Mal. Hinter ihr stand eine Gestalt, die der Held nur zu gut kannte. Es war sein Bruder! Ein Glücksgefühl durchzog den Helden und all sein Mut kam zurück.
Zusammen fassen wir ihn“ rief der Bruder und wie ein eingeschworenes Team setzten sie den Plan sofort in die Tat um.
Der König hatte sich in die hinterste Ecke seiner Festung verzogen. Dort war niemand mehr, der ihn hätte beschützen können, keine Hilfe weit und breit. Gemeinsam umzingelten sie ihn und nahmen ihn fest. „Deine Tage sind gezählt“ sagte der Held überglücklich, wissend, dass er sein Land gerettet hatte…

Schach Matt!“ ertönte eine laute Stimme und das Spiel war beendet.

Mittwoch, 25. April 2012

Gedicht #1

Ein Minecraft Gedicht
von Tony Menzel

Viele kleine Klötzchen
die hack ich einfach klein
und dann dacht ich mir so
die armen Klötzelein

Was bin ich für ein Schwein (Oink)
hack einfach drauf herum
tut denen das nicht weh?
ja wird man davon wund?

Was bin ich für ein Schaf (Mäh)
hab nie daran gedacht
Was mein ganzes Gehacke
mit armen Klötzchen macht

Was bin ich für 'ne Kuh (muh)
hau einfach immer zu
bin schlimmer als ein Creeper
ich kenn wohl kein Tabu

Dann Sprach der Klotz zu mir
"Ach sorg dich nicht so sehr"
wie deine Hacke kitzelt
das mag ich ja schon gern

Nun sind wir beide Freunde
der kleine Klotz und ich
will ich in hohe Räume
stellt er sich unter mich

Und will er mal entspannen
dann bau ich ihn ins Gras
mit meinem tollen Klotzfreund
hab ich ne Menge Spaß

Mittwoch, 8. Februar 2012

Kurzgeschichte #1: Ein ganz normaler Tag am Strand

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Ein ganz normaler Tag am Strand
von Tony Menzel

      Es war warm und sonnig, der Himmel war blau und selbst die letzten kleinen Schäfchenwolken hatten sich inzwischen verzogen. Es war so, wie man sich einen perfekten Sommertag eigentlich nur hätte vorstellen können. Nicht zu heiß, aber doch genug um sich in der Nähe von Eis und Wasser, oder zumindest Schatten, aufzuhalten. Tim und seine Freunde hatten alles davon. Sie waren schon am frühen Vormittag auf ihre Fahrräder gesprungen und schnurstracks Richtung Strand gefahren. Dort saßen sie nun unter einem großen Schirm, nicht weit vom Wasser und jeder hatte eine große Tüte Eis in der Hand.
In der Mitte lag ein großer Pappteller mit Pommes Frites, von denen inzwischen aber kaum noch etwas übrig geblieben war, außer ein paar Stummeln und einer großen Ketchup-Pfütze.
Die 5 Jungen waren alle gleich alt, was kein Wunder war, da sie alle zusammen in die 4. Klasse gingen. Da waren Ned und Ted, die coolen Zwillinge, die sich für keinen Spaß zu schade waren. Neben ihnen saß Tims bester Freund Mark und ihm gegenüber Dave, der von allen als Streber beschimpft wurde, aber trotzdem irgendwie immer dabei war.
Nun hatten sie aber genug gefaulenzt  und sich die Bäuche vollgeschlagen. Ned und Ted wollten endlich wieder in Wasser, Mark rannte ihnen hinterher und rief seinem Freund zu, mitzukommen. Als Tim aufstand fragte Dave, ob er jetzt wirklich ins Wasser gehen wolle!?
Tim sah ihn verdutzt an und fragte was denn dagegen spräche. Der Streber schüttelte verachtungsvoll seinen Kopf und sagte „Haben deine Eltern dir nie erklärt dass man nicht mit vollem Magen ins Wasser geht?“.
Tim zögerte kurz. Tatsächlich hatten seine Eltern ihm das schon so oft gepredigt und immer musste er eine halbe Stunde warten bis er wieder baden durfte. Das hatte ihn schon immer genervt. „Ach hör doch nicht auf den Streber“ rief ihm Ted zu, der kurz stehen geblieben war. „Jeder weiß doch, dass das nur Ammenmärchen sind, die Eltern erfinden um uns Angst zu machen“, fügte sein Bruder hinzu. „Was soll schon passieren?“

„Auch wieder wahr!“, sagte Tim, der jetzt unbedingt eine Abkühlung wollte. Dave schüttelte noch einmal den Kopf und legte sich dann wieder in den Schatten. Für einen kurzen Moment hatte Tim ein schlechtes Gewissen, den Streber zurückzulassen, doch sofort als er spürte wie die Sonnenstrahlen seine dunklen Haare wärmten, war das alles vergessen.  Mit Freude rannte er ins Wasser, hielt kurz Inne weil er vergessen hatte wie kalt es war und rannte dann weiter bis es tiefer wurde. Seine Freunde lieferten sich eine Wasserschlacht, aber er schwamm lieber. Tim war schon immer ein guter Schwimmer gewesen. Als seine Klassenkameraden gerade erst das Trockenschwimmen lernten, durfte er bereits halbe Bahnen ziehen.
Er schwamm also gedankenverloren immer weiter hinaus, bis die Köpfe der anderen Menschen nur noch klein wie Erbsen waren. Weit genug, dachte er sich und war gerade dabei umzukehren, als er merkte wie das Wasser unruhiger wurde. Komisch, es hatte sich nichts geändert, es war nicht mal ein laues Lüftchen zu spüren und der Himmel war immer noch wolkenfrei. Tim dachte sich nichts dabei und setzte seinen Rückweg Richtung Strand fort. Dann spürte er auf einmal einen starken Sog im Wasser, der ihn zur Seite zog. Als er sich umschaute erblickte er das Letzte, das er in diesem Moment erwartet hätte: Neben ihm hatte sich ein gigantischer Strudel aufgetan, der ihn immer näher in sein Auge zog.  Nannte man das überhaupt Auge bei einem Strudel? Tim wusste es nicht, er hatte sich nie mit Strudelogie beschäftigt. Er würde später mal den Streber fragen müssen…

Schnell schüttelte er den dummen Gedanken wieder ab und realisierte in welcher Gefahr er sich befand. Er drehte sich nun mit dem Strudel und sank immer tiefer und tiefer.
Gerade als er am tiefsten Punkt angekommen war, spürte er unerwartet etwas Festes unter den Füßen. Es sah aus wie ein großer Felsen, der immer größer und größer wurde und aus dem Wasser empor stieg. Es war, wie hätte es anders sein können, ein riesiger Wal und das, was zuerst die Mitte des Strudels gewesen war, stellte sich nun als sein Blasloch heraus. Damit hatte er das Wasser aufgesaugt und im nächsten Moment stieß er es in einer hohen Fontäne wieder aus. Tim wurde mit der Fontäne in die Luft geschleudert.
Wäre der Himmel nicht so klar gewesen, könnte man sagen, er hätte die Wolken von oben gesehen, aber so war er einfach nur inmitten von Nichts. Von dort aus konnte er auch die anderen Badegäste sehen die scheinbar nichts mitbekommen hatten. Wäre er doch nur nicht soweit hinausgeschwommen. Das Wasser aus dem Wal fiel nun wie ein Regenschauer nach unten. Tim fiel ebenfalls.  Der Wal tauchte indes wieder zurück in die Tiefe, aus der er gekommen war. Der Fall kam Tim ungewöhnlich lang vor, nebenbei hatte er sogar genug Zeit, um sich zu fragen, wie hart man aus dieser Höhe wohl auf das Wasser aufschlagen würde. Auch das hätte er mal den Streber fragen sollen. Er kniff die Augen zusammen und stellt sich vor, er wäre ein Turmspringer, der versucht einen Höhenrekord aufzustellen.
Just in dem Moment, da dieser Gedanke ausgedacht war, spürte er ein Stück Stoff in seinen Händen. Er griff fest zu und der schwarze Stoff spannte sich wie ein Fallschirm über ihn. So segelt er langsam nach unten. Die Augen hielt er geschlossen, bis er festen Boden unter den Füßen spürte, der leicht knirschte, als er aufkam.
Langsam öffnete Tim ein Auge, dann das zweite. Vor sich erblickte er mindestens 10 große Muskelmänner, von denen einer gefährlicher aussah als der nächste. Alle blickten sie ihn grimmig an. Einige hatten große Ohrringe, andere Augenklappen oder große Narben im Gesicht. Tim wich langsam zurück und stolperte über das große Stück Stoff, das ihm das Leben gerettet hatte und das er bis jetzt fest in der Hand gehalten hatte. Erst jetzt sah er was ihm als provisorischen Fallschirm gedient hatte. Es war eine große schwarze Flagge mit einem Totenkopf darauf. 
Nun verstand er auch wo er sich befand. Er war auf einem Piratenschiff gelandet und hatte im Fall die Flagge abgerissen. Das dürfte auch die grimmigen Blicke der Männer erklären.
Die muskelbepackten Fleischberge zückten ihre Säbel und rückten Tim immer näher auf die Pelle. Dieser wich zurück, bis er eine Holzkante hinter sich spürte. Der größte der Barbaren holte gerade zum Schlag aus, als auf einmal innehielt und alles ruhig wurde.
Nur ein leises klok-klok-klok war zu hören, das zunehmend lauter wurde. Die Männer verteilten sich rechts und links und bildeten einen Gang. In der Mitte kam ein weiterer Mann zum Vorschein, mit Zwirbelbart und lockigen Haaren. Auf seinem Kopf trug er eine Kapitänsmütze, groß und schwarz, ebenfalls mit einem Totenkopf geschmückt. Er hob sein Holzbein und trat näher an Tim heran. Der Captain musterte ihn kurz und verzog dann eine noch düstere Miene, als sowieso schon. Langsam beugte er sich zu Tim, der immer noch am Boden saß, herunter.
„Was hast du dir dabei gedacht, Bengel?“ fragte er mit einer Stimme die Tim schon beinahe bekannt vorkam. Sie klang ein wenig wie die des Strebers. Tim wollte antworten, doch ihm fehlten die Worte. Zitternd vor Angst brachte er keinen einzigen Ton heraus.
„Antworte“ schrie der Mann und sein Zwirbelbart bebte. Tim versuchte sich zu beruhigen und formte langsam einen Satz: „Es war nicht meine Absicht Sir Pirat, ich wollte ihre Flagge nicht beschädigen. Bitte lassen sie mich laufen, ich kaufe auch eine neue“.
Der furchteinflößende Mann richtete sich auf, zögerte einen Moment und lachte dann laut. Har har har. Er drehte sich zu seiner Mannschaft und auch die fingen an zu lachen. Har-Har-Har, lachten sie im Chor.
„Was will ich denn mit dieser dämlichen Flagge?“ fragte der Captain spöttisch, „wir haben hunderte davon unter Deck. Sogar in verschiedenen Farben“. Und wieder lachten alle, Har-Har-Har. Plötzlich verstummte der Captain und alle taten es ihm gleich. Er setzte wieder seine finsterste Miene auf. „Du mein Bürschchen“ holte er aus „du bist direkt nach dem Essen ins Wasser gegangen. Weißt du was wir mit dummen kleinen Jungen machen, die mit vollem Magen ins Wasser gehen?“ Tim zeigte sich zwar etwas verwirrt, aber nach allem, was ihm in der letzten Stunde passiert war, konnte ihn eigentlich nichts mehr überraschen. „Ihr lasst sie frei…?“ fragte er vorsichtig. Und wieder erschallte lautes Gelächter „Nein wir werfen sie den Haien zum Fraß vor! Über Bord mit ihm!!“.
Die ganze Mannschaft stürzte sich auf ihn, seine Hände wurden gefesselt und man richtete ihn auf. Dann wurde er Richtung Planke geführt. Dabei sangen die Piraten ein Lied, das ungefähr so ging „Wir sind die Piraten, die Magen-Piraten®, gehst du gesättigt ins Wasser? Ja wirst du es wagen? Wir sind die Magen-Piraten ja so soll es seien, schwimmst du mit vollem Magen, kommst du zu den Haien“
Tim trat auf die Planke. Er hatte diese Szenen sicher schon hunderte Male in Filmen gesehen aber nie damit gerechnet, selbst in diese Situation zu kommen. Na gut, wer erwartet das schon? Als er an der vordersten Kante der Planke angekommen war, sah er die Rückenflossen der Haie, die unter ihm im Wasser kreisten. Er sah keinen Ausweg aus dieser Lage, konnte sich nur noch mit seiner Situation abfinden.
Einer der Piraten gab ihm einen Schubser mit dem Säbel und Tim befand sich mal wieder im freien Fall. Dieser war allerdings nicht halb so lang. Wäre er doch nur nicht mit vollem Magen ins Wasser gegangen, hätte er doch nur auf den Streber gehört und eine Weile gewartet, so wie seine Eltern es ihm immer gepredigt hatten. Das hatte er nun davon. Als er das Wasser berührte, spürte er erst wieder wie kalt es war und schreckte auf.
Einer der Zwillinge hatte ihn mit einem Eimer Wasser begossen, der andere lachte sich kaputt. „Har har har“ schallte sein Gelächter, „Voll erwischt!!“. Tim hätte kaum verdutzter drein blicken können. Was war gerade passiert? Wo waren die Haie und die schief singenden Seeräuber?
Neben ihm saß der Streber, der sich das nassgespritzte Gesicht abwischte. „Ihr dämlichen Vollidioten“, rief er. „Jammer nicht rum“ sagten die Zwillinge im Chor. „Komm lass uns schwimmen gehen“ forderte Mark, der grinsend hinter ihnen stand. Tim blickte neben sich. Auf seiner schwarzen Totenkopfstranddecke stand immer noch der leergefutterte Pommes Teller. „Lieber nicht“ sagte er, „nicht direkt nach dem Essen“.
„Ach sei doch nicht so ein Spießer“ sagte Ned, „Was soll denn schon passieren?“
Tims Blick verharrte für einen Moment auf dem offenen Wasser, das immer noch seicht und ruhig im Sonnenlicht schimmerte. Dann grinste er und legte sich wieder auf seine Decke. Er war sich sicher, er hätte am Horizont kurz eine schwarze Flagge gesehen, aber er erzählte niemals jemandem davon.