Was sagt ihr? Sind Handlung und Wendungen noch zu wirr? Da ich in diesem Fall auch noch aktiv am Text arbeite, ist Feedback umso hilfreicher.
Übrigens: Die Geschichte steht im Zusammenhang mit einem größeren Projekt meiner Schreibgruppe. In jeder Geschichte geht es um eine Kamera, die das Potential des Menschen erkennt, der sich vor sie wagt und daraufhin dieses Potential ausbaut. Das kann positive, aber auch negative Folgen haben.
Übrigens: Die Geschichte steht im Zusammenhang mit einem größeren Projekt meiner Schreibgruppe. In jeder Geschichte geht es um eine Kamera, die das Potential des Menschen erkennt, der sich vor sie wagt und daraufhin dieses Potential ausbaut. Das kann positive, aber auch negative Folgen haben.
Die Geschichte als PDF findet ihr hier: DOWNLOAD
Hier eine kleine Vorschau:
AUGE UM AUGE
„Das Auge mit dem ich Gott sehe ist dasselbe Auge mit dem Gott mich sieht“ (Meister Eckhart 1260–1327)
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Der erste Schuss
Drei Schüsse veränderten das Leben des Lawrence Montgomery grundlegend. Der erste kam nicht aus einem Revolver, der zweite nicht von einem Mörder, der dritte Schuss jedoch beides.
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Der erste Schuss war begleitet von einem hellen Licht. Nun, das waren sie eigentlich alle, nur erschien dieses nicht am Ende eines langen Tunnels. Stattdessen brannte sich das grelle Licht in Lawrence Montgomerys Netzhaut und er meinte auf einmal seine Zukunft vor sich zu sehen. Ein unwirkliches Gefühl breitete sich in seinen Eingeweiden aus. Der Kopf wurde schwer und der Magen schien sich zu verdrehen, bevor er seinen Inhalt auf dem staubigen Boden erbrach.
„Keine Sorge“, sagte der alte Europäer indem er hinter seiner Kamera hervor sah, „bei diesen neu modischen Dingern passiert das schon mal.“
„Sind wir jetzt fertig?“ Lawrence wischte sich den Mund ab und hob den Hut auf, der neben dem Erbrochenen im Sand lag. Was soll’s, war eh nicht seiner.
„Das sind wir mein Herr. Es wird aber noch einen Momentdauern, bis Sie das Resultat sehen können.“
Lawrence war erleichtert, was seine Wut aber kaum abmilderte. Dieser Kerl, der an seiner Stelle hätte posieren sollen, hatte ihn doch glatt übers Ohr gehauen. Ronald Washington - Lawrence vermutete stark, dass dies nicht sein wirklicher Name war - hatte sich aus dem Staub gemacht, kurz nachdem er das Polaroid in seine gierigen Finger bekommen hatte. Das Geld hatte Lawrence ihm, in all seiner lächerlichen Vertrauenswürdigkeit, natürlich im Voraus bezahlt. Verdammt. Dabei hatte der Tag so gut angefangen.
Am Morgen noch, hatte Lawrence Montgomery, Familienvater und mäßig erfolgreicher Schriftsteller, mit seiner Frau Elaine und seinem Sohn Lawrence Junior wie gewohnt zu Eiern und Speck am Frühstückstisch gesessen. Neben ihm lag die Morning Post, die Junior wie üblich für ihn geholt hatte und für die Lawrence selbst gelegentlich kleinere Artikel schrieb, wenn das Geld mal wieder knapp wurde. Seine Groschenromane verkauften sich nicht sonderlich gut, doch war er so ziemlich der einzige Schriftsteller in ganz Cattlestone, vielleicht sogar in ganz Arizona. Seine wenigen Leser bewunderten seine Fähigkeit glaubhafte Figuren zu erschaffen. Man könne sie kaum von realen Menschen unterscheiden, schrieb einmal ein Leser. Der einzige Leserbrief, den Lawrence je bekommen hatte und er hatte ihn bis heute aufgehoben.
Eigentlich entsprach dies alles nicht dem Leben, das Lawrence sich erträumt hatte. Viel lieber wäre er eines
Tages auf ein Pferd gestiegen und ein Revolverheld geworden, ganz wie sein Vater, der berühmte 'Montgomery the Duke' und wie auch die Helden in seinen Geschichten. Doch dann war Elaine schwanger geworden und der Traum fand ein jähes Ende. Das war vermutlich auch gut so, denn er entsprach nicht annähernd dem Format seines Vaters. Lawrence Montgomery war schmächtig, trug eine Brille gegen seine Kurzsichtigkeit und hatte noch kein einziges Mal einen Colt in der Hand gehalten. Das alles sollte sich noch
an diesem Tag ändern.
Als er die Zeitung fast durchgeblättert hatte, fiel ihm eine kleine Anzeige auf der letzten Seite auf. In Cattlestone war ein reisender Europäer eingetroffen, der eine neumodische Kamera mit sich brachte und anbot, die Menschen gegen eine kleine Summe zu fotografieren. Diese Kamera wird ihr Leben verändern. Kurzerhand beschloss Lawrence, dass dies die perfekte Gelegenheit wäre, die Werbetrommel für seinen neuen - und vielleicht letzten - Roman zu rühren. Also gab er Elaine einen Kuss, umarmte Junior und entschuldigte sich, dass sie heute mal keine Zeit hätten, Cowboy-und-Indiana zu spielen. Dann machte er
sich auf den Weg zum hiesigen Saloon. Dort würde er sicher einen gut aussehenden Burschen finden, der sich bereit erklärte für ihn als Revolverheld zu posieren. Natürlich gegen eine kleine Belohnung. Mit Ron Washington fand er schließlich genau das, wonach er gesucht hatte.
[...]
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