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Eine starke Hand
oder
Die Geschichte einer Liste der männlichen
und weiblichen Vor(ur)teile, anhand von Spiel-
karten, vorgetragen an einem Pokertisch, mit
Bruch in der Mitte, in Versen.
von Tony Menzel
DER SPIELER, Held dieser Geschichte
DER DEALER, unterstützt den Helden
DER MITSPIELER, stark, mutig, stolz
DIE MITSPIELERIN, schön, klug, selbstbewusst
DER HELFER, wird ebenfalls seine Rolle spielen
Vier Menschen sitzen an einem Pokertisch, in einer hell beleuchteten Bar. Im Hintergrund spielt eine flotte Musik, die eine angenehme Wärme verströmt und zum Mitmachen anregt. Die Spieler tragen ihre Argumente in einer schwungvollen Melodie vor, aus der bald Gesang wird.
Der Bube, die Dame,
worauf soll ich setzen?
Es wird langsam ernst,
darf mich nicht verschätzen.
DER DEALER
Na mach' schon, mein Junge,
Jetzt zeig, was du kannst!
Bei so hohen Summen,
da zählt jede Hand.
DER MITSPIELER
Der Bube soll's werden.
Ein Mann, so wie ich.
Ganz stählern und stark
und auf's Siegen erpicht.
DIE MITSPIELERIN
Der Bube, der Bube
in allen vier Farben,
kehrt heut' heim vom Krieg
mit ganz vielen Narben
DER SPIELER
Nun seh' ich es auch.
Da hast du wohl Recht,
durch die vielen Kämpfe,
ist er schon geschwächt.
DIE MITSPIELERIN
Dann wird’s wohl die Dame.
Nun spiel' sie schon aus!
Im Haus voller Frau'n
hast du immer Full House.
DER SPIELER
Dann wähl' ich die Dame,
so stolz und adrett,
half mir viele Male,
schon auf dem Schachbrett.
DER MITSPIELER
Nun hör' auf zu träumen,
wir spiel'n hier kein Schach.
Dort mag sie abräumen,
doch hier ist sie schwach.
DIE MITSPIELERIN
Der Bub' ist wohl stark,
aber dumm ist er auch,
und meistens wortkarg,
steht er auf dem Schlauch.
DER DEALER
Genug dieser Worte,
entscheide dich schnell!
Entscheide, wer lebt und
entscheide, wer fällt!
DER SPIELER
Nun werd' nicht dramatisch
dies ist nur ein Spiel.
Wer spielt so fanatisch,
gewinnt auch nicht viel.
DER DEALER
Genau wie ein Spiel,
kann Wirklichkeit kippen.
Erinnerst dich nicht,
an die eisigen Klippen?
DER SPIELER
Wir waren dort klettern,
meine Freunde und ich.
Sie stürzten hinab und
ich ließ sie im Stich.
DER DEALER
Noch ist's nicht zu spät!
Ist grad erst gescheh'n.
Wähl einen von beiden,
und lass einen geh'n!
DER SPIELER
Wen soll ich nur wählen?
Frau oder Mann,
die jetzt auf mich zählen,
die helfende Hand.
Doch einer wird sterben,
an der felsigen Wand.
Den andern wird’s quälen,
ein ganz' Leben lang.
Drum flücht' ich zurück,
in mein eigenes Land,
eine Welt wo ich mal,
beim Poker gewann.
Der Raum verdunkelt sich langsam, die Musik wird immer schwerer und leiser.
Mit einem Mal leuchten die Lichter wieder hell, die Musik nimmt erneut an Fahrt auf.
DER DEALER
Nein, gib noch nicht auf!
Hier bin ich, dein Joker.
DER SPIELER
Ein Joker, ein Joker?
Den gibt’s nicht beim Poker!
DER DEALER
Ja siehst du ihn nicht?
Kannst du ihn nicht hören?
Kannst du -
… können Sie mich hören? Sie machen das gut so! Schlafen Sie jetzt bloß nicht ein!
HELFER
Ich hol' noch ein paar Decken. Wir müssen seine Temperatur hoch kriegen!
NOTARZT
Ja, mach schnell! Wie geht es den anderen beiden?
HELFER
Das Mädchen ist gerade aufgewacht. Dem Jungen sollte es auch gleich besser gehen.
Das haben sie alleine ihm zu verdanken.
NOTARZT
Erstaunlich.
NOTARZT
Das kannst du wohl laut sagen. Dass ein Mensch so viel Kraft aufbringen kann... unglaublich.
Sie sind ein Held, wissen Sie das? Und Sie werden als Held nach Hause zurückkehren. Schlafen
Sie jetzt bloß nicht ein!
HELFER
Wie lange er die beiden wohl so gehalten hat?
NOTARZT
Es müssen mindestens zwei Stunden gewesen sein.
HEY, HEY SIE, schlafen Sie jetzt nicht ein!
...
Zwei Stunden, zwei Stunden,
unendliche Runden,
spielt er immer weiter,
in Träumen versunken.
Doch wird einst erwachen,
im himmlischen Bett.
Von Engeln umgeben,
in Ewigkeit schweben.
Bedauert ihn nicht,
er hat's hier nicht schwer.
Beim himmlischen Poker,
spielt jedermann fair.
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